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Klimaneutrale Zuckerindustrie

Die Nutzung von Energie aus eigenen Biomasse-Reststoffen ist ein wesentlicher und notwendiger Faktor, damit die Zuckerfabriken in Deutschland bis 2045 klimaneutral betrieben werden können. Das ist das Ergebnis der 2024 aktualisierten Roadmap-Studie, die die Branche in Auftrag gegeben hat. Damit das gelingt, muss die Politik zeitnah den passenden politischen Rahmen schaffen.

Wir sind bereit, Zucker klimaneutral zu produzieren.

Mit dem Pariser Klimaabkommen und dem Green Deal hat die Politik das Ziel Klimaneutralität gesetzt. Unsere Branche hat diese Herausforderung angenommen. Bereits 2020 haben wir eine Roadmap-Studie für unsere Transformation zur klimaneutralen Produktion vorgelegt. Das Ergebnis: Die Nutzung der eigenen Biomasse- Reststoffe – der Rübenschnitzel – als Energieträger ist unabdingbarer Teil der Transformation.

Mit dem Klimaschutzgesetz hat die Bundesregierung das Ziel der Klimaneutralität auf 2045 vorgezogen. Der Kohleausstieg soll bis 2030 realisiert werden. Unsere Roadmap-Studie haben wir darauf angepasst. Sie zeigt, das Vorhaben wird zwar aufwändiger und damit auch teurer. Doch die Zuckerwirtschaft steht weiterhin zu ihrem Wort: Die klimaneutrale Produktion bis 2045 ist machbar – wenn die Politik ohne Zögern mitzieht.

Hier gelangen Sie zur aktualisierten Roadmap-Studie 2024.

Der notwendige politische Rahmen

Auf EU-Ebene ist der Grundstein für die energetische Verwendung unserer Biomasse-Reststoffe gelegt. In der neuen Erneuerbaren-Energien-Richtlinie, die „Renewable Energy Directive III“ (RED III), wurden sie als klimaneutral anerkannt.

Nun muss diese EU-Richtlinie 1:1 in nationales Recht umgesetzt werden. Die RED III muss hier gelten. Ebenso sollte die energetische Nutzung von Biomasse-Reststoffen in der Biomassestrategie der Bundesregierung festgehalten werden.

Dabei kommt es auch auf Verlässlichkeit an, dass wir unsere Reststoffe auch in Zukunft energetisch nutzen dürfen. Und es braucht mehr Tempo für den politischen Rahmen. Denn wir müssen eher heute als morgen mit der Umsetzung beginnen, um bis 2045 die Umstellung zu bewältigen.

Die aktualisierten Roadmap-Studie: Ergebnis Biomasse

Seit der ersten Roadmap-Studie zur treibhausgasneutralen Zuckerindustrie im Jahr 2020 haben sich die Bedingungen für die Umsetzung verschärft. Statt 2050 möchte die Bundesregierung bereits 2045 klimaneutral sein, der Kohleausstieg wird vorgezogen. Russlands verbrecherischer Krieg hat den Energiemarkt durcheinandergebracht. Energieträger, Investitionsgüter und der CO2-Preis erheblich verteuert. Aus diesem Grund haben wir die Roadmap-Studie 2024 aktualisiert.

Untersucht wurden mögliche Lösungen, die bis 2045 zu Netto-Null-Emissionen der Produktion führen. Parameter waren dabei die verfügbaren Maßnahmen, die potenzielle Entwicklung der CO2-Emissionen und die Kosten für die Umstellung. Das Ergebnis: Die Nutzung der eigenen Biomasse-Reststoffe – der Rübenschnitzel – als Energieträger ist unabdingbarer Teil der Maßnahmen für die Transformation. Im Vergleich zu anderen Branchen verfügt die Zuckerindustrie aus der Rübenverarbeitung selbst über diese Biomasse.

Als weiterer Lösungsansatz wurde auch eine vollständige Umstellung auf strombasierte Prozesse untersucht. Hierzu wäre nicht nur ein bezahlbarer Strompreis, sondern auch leistungsfähige Netze im ländlichen Räumen erforderlich, damit die Netzstabilität während der Rübenkampagne gewährleistet wäre. Aufwand und die Abhängigkeit wären gegenüber der Umstellung auf eigene Biomasse als Energieträger deutlich höher.

Für unseren Vorschlag gibt es gute Argumente:

Teller, Trog und Klima – Auch künftig werden Zuckerrüben in der Zuckerfabrik vor allem für die Herstellung von Lebensmitteln genutzt. Vom Reststoff Zuckerrübenschnitzel werden lediglich 50 – 70 Prozent für die klimaneutrale Energiegewinnung benötigt. Die restliche Menge könnte weiterhin als Futtermittel eingesetzt werden.

Ausreichend Tierfutter bleibt – Rübenschnitzel machen mit ca. 1 bis 2 Prozent einen sehr geringen Teil auf dem Futtermittelmarkt aus. Es ist als kohlenhydratreiches Futtermittel kein Ersatz für Sojaimporte. Zudem ist die Produktion CO2-intensiv: Bevor Rübenschnitzel verfüttert werden, müssen sie getrocknet und transportiert werden. Noch dazu wird der Bedarf an Futtermitteln mit einer angestrebten Reduktion der Tierhaltung sinken. Schon heute werden Rübenschnitzel als Futtermittel bereits weit exportiert.

Strombetrieb oder Wasserstoff nicht realistisch – Unsere Roadmap zur Klimaneutralität zeigt, dass Energie- quellen wie Elektrifizierung oder Wasserstoff aufgrund der fehlenden Infrastruktur in ländlichen Räumen scheitern. Die Netze können die erforderliche Menge Energie nicht bereitstellen. Zudem würde die Zuckerwirtschaft beim Wasserstoff in Konkurrenz mit Branchen wie Stahl und Chemie stehen, die für das Erreichen der Klimaneutralität auf Wasserstoff angewiesen sind.

Unterstützung der klimapolitischen Ziele – Die Energieerzeugung aus Rübenschnitzeln unterstützt die klimapolitischen Ziele der EU und Deutschlands. Die Energie wird ausschließlich für die Rübenverarbeitung verwendet. Für die Nutzung von Biogas aus Rübenschnitzeln werden keine zusätzlichen Anbauflächen erforderlich sein. Denn die Reste bleiben bei der Zuckergewinnung einfach übrig.

Infografik klimaneutrale Zuckerproduktion Teller Tank Klima

Was es für eine klimaneutrale Zuckerindustrie noch braucht:

  • Politische Offenheit für eine energetische Nutzung biogener Reststoffe aus der eigenen Produktion – Mit den ausgelaugten Zuckerrübenschnitzeln der eigenen Produktion hätten wir ausreichend Substrat zur Verfügung, um unseren gesamten Energiebedarf zu decken. Diesen Weg haben wir in einer Roadmap zu einer klimaneutralen Zuckerproduktion bis 2045 dargestellt. Es sind Förderungen notwendig, damit heute Investitionen geleistet werden können, die sich durch den CO2-Preis gegenwärtig noch nicht mobilisieren ließen. Treibhausgasneutralität braucht außerdem den Ausbau von leistungsstarken Energienetzen – insbesondere im ländlichen Raum, wo Zucker hergestellt wird.
  • Umwelt-Dumping keine Chance geben – Die europäische Zuckerwirtschaft braucht einen wirksamen Carbon-Leakage-Schutz entlang der gesamten Produktionskette. Zucker aus Deutschland muss vor Importen geschützt werden, die unter „einfacheren“ Umweltauflagen produziert werden können. Umwelt-Dumping darf in Europa und Deutschland keine Chance haben.
  • Bezahlbare Energiekosten sicherstellen – Die Zuckerwirtschaft braucht einen verlässlichen ordnungspolitischen Rahmen, der auf lange Sicht bezahlbare und kalkulierbare Energiekosten sicherstellt.
  • Infrastruktur im ländlichen Raum ausbauen – Die Weiterentwicklung zur Treibhausgasneutralität erfordert leistungsstarke und stabile Energienetze – insbesondere mit Blick auf Szenario 3c, das auf Elektrifizierung durch grünen Strom setzt. Gerade im ländlichen Raum, also dort, wo Zucker hergestellt wird, sind diese oft noch nicht gegeben.
  • Zeitnah verfügbare Förderinstrumente bereitstellen – Die Zuckerwirtschaft braucht insbesondere Förderinstrumente für den Umstieg auf die treibhausgasneutrale Zeit. Fördermittel müssen helfen, die im Übergang entstehenden Wettbewerbsnachteile auszugleichen und die umfassenden Investitionen zu finanzieren. Diese Förderinstrumente werden jetzt gebraucht, da entsprechende Investitionsentscheidungen zeitnah getroffen werden müssen.