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Pflanzenschutz

Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter können die Rübe angreifen oder das Ertragspotenzial beeinträchtigen. Deshalb müssen Rübenanbauer ihre Pflanzen schützen, handeln dabei aber nach den Leitlinien für den integrierten Pflanzenschutz. Alle haben sich dazu verpflichtet, über die gesetzlichen Vorgaben hinaus nachhaltig zu wirtschaften, um die Anforderungen des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) der Bundesregierung zu erfüllen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln pro Tonne Zuckerrüben ist in den vergangenen 15 Jahren gesunken. Während der Ertrag immer weiter stieg, blieb der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln konstant.

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Warum Rüben vor Unkräutern geschützt werden

Da Zuckerrüben nach dem Aufgang – also nachdem sie aus der Erde wachsen –  zunächst relativ langsam wachsen, stehen sie in großer Konkurrenz zu Unkräutern. Diese wachsen meist schneller und nehmen den kleinen Rüben Licht und Nährstoffe. Ohne entsprechende Pflanzenschutzmaßnahmen kann es zu einem sehr hohen Ertragsausfall kommen.

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An einer Unkrautregulierung führt also kein Weg vorbei. Durch den weiten Abstand der Zuckerrübenreihen von 45 bis 50 cm, kann hier die Maschinenhacke zum Einsatz kommen. Um die Unkräuter innerhalb der Reihen zu beseitigen, wäre allerdings eine sehr aufwendige, manuelle Beseitigung notwendig. Im Biorübenanbau rechnet man aktuell mit ca. 200 Arbeitsstunden pro Hektar für die Feldpflege.

Daher hat sich in den letzten Jahrzehnten der Einsatz von Herbiziden zur Unkrautregulierung durchgesetzt. Sie werden vor allem gezielt während bzw. nach der Keimung der Unkräuter eingesetzt. Der Herbizideinsatz zu diesem Zeitpunkt verringert die Aufwandmengen deutlich und ermöglicht eine gezielte Auswahl von Wirkstoffen, da sowohl die Unkrautarten als auch deren Dichte vor der Anwendung der Pflanzenschutzmittel ermittelt werden können.

Eine intensive Forschungsarbeit war und ist die Voraussetzung für die Weiterentwicklung eines umweltschonenden Zuckerrübenanbaus. So zeigen Forschungsergebnisse, dass Zuckerrüben nur innerhalb einer kurzen Phase vom Keimblatt bis etwa zum 6-Blattstadium unkrautfrei gehalten werden müssen.

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Blattkrankheiten – Monitoring und Schadschwellen

Blattkrankheiten führen zu einer Schädigung des Blattapparats und reduzieren damit die Einlagerungsmöglichkeit von Zucker. Viröse Blattkrankheiten sind heute durch die Resistenzzüchtung oder durch insektiziden Saatschutz zur Bekämpfung bei so genannter Vektorübertragung beispielsweise durch Blattläuse praktisch beherrschbar geworden. Das Auftreten von Blattkrankheiten, die durch Pilzbefall verursacht werden, ist bei der Zuckerrübe witterungsabhängig und schwankt zwischen einzelnen Jahren und Anbauregionen sehr stark. Die Schäden, die als Blattflecken erkennbar sind, können durchaus bedeutend sein und bedürfen dann des Einsatzes von Fungiziden.

Fungizide kommen aber nur zum Einsatz, wenn ansonsten ein bedeutender wirtschaftlicher Schaden zu befürchten ist. Im Rahmen dieses Konzeptes führen amtliche Stellen und die Zuckerwirtschaft aufwändige flächendeckende Beobachtungen der Befallsentwicklung (Monitoring) durch und beraten Landwirte gezielt zum Nicht-Einsatz oder verantwortungsbewussten Einsatz von Fungiziden. Eine Weiterentwicklung des Schadschwellen-Konzeptes soll in Verbindung mit dem Anbau resistenter Sorten in den nächsten Jahren zu einer weiteren Reduzierung des Fungizideinsatzes führen.

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Innovationen zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln – von resistenten Sorten bis zur Digitalisierung

Um den Pflanzenschutz weiter zu optimieren, forscht die Zuckerwirtschaft auch heute noch intensiv. Beispielsweise zu resistenten Rübensorten. Viel dreht sich aber auch schon um das Thema Digitalisierung. Hier werden unter anderem Möglichkeiten zum Einsatz von Drohnen oder Hackrobotern getestet.

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Biologische Maßnahmen und punktgenaue Bekämpfung tierischer Schädlinge

Auch das Auftreten bestimmter tierischer Schädlinge kann ohne Gegenmaßnahmen zu großen Ertragsverlusten in Zuckerrübenkulturen führen. Hier wird der Rübenanbau ebenso stetig weiterentwickelt und nachhaltiger gemacht. So werden bspw. Nematoden heute ausschließlich biologisch durch die Integration resistenter Zwischenfrüchte in die Fruchtfolge oder durch die Verwendung resistenter Zuckerrübensorten reduziert.

Bei starkem Befall durch Insekten ist jedoch auch eine Regulierung durch chemische Wirkstoffe notwendig.

Neonicotinoide und Notfallzulassung

Der Einsatz von Neonicotinoiden ist im Zuckerrübenanbau aktuell die einzige wirksame Bekämpfungsmöglichkeiten für Blattläuse, die gefährliche Vergilbungsviren übertragen. Alternative Insektizide, die zum Teil bis zu drei Mal gespritzt werden, können Blattläuse nicht ausreichend bekämpfen.

Aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) ist es den Mitgliedstaaten aber nicht mehr erlaubt, per Notfallzulassung die Anwendung von Neonicotinoiden zur Saatgutbeizung zuzulassen. Einerseits wird damit die unterschiedliche Vorgehensweise der Mitgliedstaaten bei der Gewährung von Notfallzulassungen für Neonicotinoide unterbunden, wodurch Wettbewerbsverzerrungen reduziert werden. Andererseits gibt es aktuell zur Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren keine wirksamen Alternativen zum Einsatz von Neonicotinoiden. Mit dem EuGH-Urteil steht diese Option zukünftig nicht mehr zur Verfügung.

Mehr zum Einsatz von Neonicotinoiden im Rübenanbau erfahren Sie auf dieser Unterseite.

Integrierter Pflanzenschutz im Rübenanbau

Der integrierte Pflanzenschutz (IPS) bezeichnet eine Kette von Maßnahmen, die den Schädlingsbefall auf natürliche und mechanische Weise verhindern und bekämpfen soll. Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel steht dabei erst am Ende dieser Kette und erfolgt unter der Maßgabe: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Die Zuckerwirtschaft hat als erste Branche überhaupt bereits im Jahr 2011 Leitlinien für den integrierten Pflanzenschutz erarbeitet, deren Umsetzung im Rahmen des Vertragsanbaus für Zuckerrübenanbauer seit dem verbindlich ist.

Vorbeugen

Acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen stärken die Ackerfrucht und beugen so dem Schädlingsbefall vor. Dazu gehören die Wahl eines geeigneten Standorts, von Aussaatterminen und -dichte, die konser- vierende Bodenbearbeitung, ausgewogene Düngemaßnahmen, die Verwendung von gesundem Saat- oder Pflanzgut sowie der Anbau in vielfältiger Fruchtfolge.

Gezielte Schutzmaßnahmen um den Schädlingsbefall präventiv einzudämmen

Die Pflanzenzüchtung kann neue Sorten entwickeln, die gegenüber bestimmten Schädlingen weniger anfällig sind. Allerdings ist das ein sehr langwieriger Prozess. Die CRISPR/Cas Methode kann den natürlichen Züchtungsprozess deutlich beschleunigen und sollte daher neu bewertet werden.

Das Monitoren der Anbauflächen gibt Aufschluss darüber, ob und in welchem Maße eine Feldfrucht von Schädlingen und Unkräutern befallen und gefährdet ist. Es bildet die Grundlage für die Planung von Maßnahmen zur Bekämpfung des Schädlingsbefalls.

Bekämpfen

Physikalische Maßnahmen sind mechanische Methoden wie die Unkrautbekämpfung durch hacken, striegeln oder bürsten, das Absammeln von Schädlingen, Schädlingsfallen oder auch thermische Methoden (abflämmen).

Biologische Maßnahmen bieten Nützlingen, den natürlichen Feinden von Schädlingen, attraktive Lebensräume. Zu den biologischen Maßnahmen gehört auch der Einsatz von Mikroorganismen und Naturstoffen wie Pflanzenöle, Pflanzenextrakte oder Kaliseife.

Biotechnische Verfahren bezeichnen den Einsatz synthetisch hergestellter Pheromone, also Sexuallockstoffe. Sie locken Schädlinge in Fallen oder verhindern deren Paarung und Vermehrung, indem sie die Männchen verwirren.

Chemische Maßnahmen werden so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig eingesetzt, wenn wirksame Alternativen nicht verfügbar sind. Es wird zudem an Methoden geforscht, Mittel nur sehr gezielt direkt an der kleinen Rübenpflanze auszubringen.