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Zucker in Krisenzeiten: Stark nachgefragt und essentiell

Gerade in Krisenzeiten ist Zucker aufgrund seiner Eigenschaften unverzichtbar. Deshalb muss die Energieversorgung für die Produktion gesichert sein.

Lager Zucker

Der Blick in die Supermärkte und die Bedarfslisten für Spenden im Ukrainekrieg zeigt: Zucker gehört zu den Grundnahrungsmitteln und in den Vorratsschrank. Gerade in Krisenzeiten wird dies deutlich. Denn Zucker lässt sich gut und lange lagern, er konserviert andere Lebensmittel, rundet Geschmack ab, ist Energielieferant, sicher und er lässt sich in Produkten gut verarbeiten. Aber nicht nur als Lebensmittel ist Zucker wichtig. Aus der Rübenverarbeitung entstehen auch Bioethanol, Futter- oder Düngemittel.

Versorgung mit Grundnahrungsmittel Zucker auch außerhalb Deutschlands

Deshalb das Wichtigste vorab: Die Versorgung mit Zucker in Europa ist aktuell nicht gefährdet. Sie kann weitestgehend aus nachhaltigem, regionalem Anbau und ohne Importe aus Übersee gedeckt werden. Dazu trägt Deutschland als zweitgrößter Zuckerhersteller der EU maßgeblich bei. Das Klima und die guten Böden bieten hier optimale Voraussetzungen für den Rübenanbau. Zudem ist die Zuckerwirtschaft in Deutschland sehr effizient aufgestellt. Damit können wir mehr Zucker produzieren, als wir im eigenen Land benötigen. Den Überschuss exportieren wir vor allem in andere EU-Mitgliedsländer, die ihren Bedarf nicht selbst decken können.

Verarbeitung von Zuckerrüben braucht heute sichere externe Energie und kann zukünftig unabhängig sein

Aufgrund seiner technologischen Eigenschaften ist Zucker ein wichtiger Teil der Lebensmittelkette und eine funktionierende Zuckerproduktion auch in Krisenzeiten essentiell. Aber anders als das Endprodukt lässt sich der Rohstoff, die Zuckerrübe, nach der Ernte nur kurz lagern. Ihr hoher Zucker- und Wasseranteil lässt sie schnell verderben und damit unbrauchbar werden. Die Produktionszeit – die Zuckerkampagne – ist damit zeitlich begrenzt und nicht verschiebbar. Besonders während dieser Zeit bedarf es einer sicheren Energieversorgung. Und das bedeutet aktuell vor allem die Verfügbarkeit von gasförmigen Brennstoffen. Denn als eine der ersten Industrien hat sich die Zuckerindustrie auf den Weg zur Klimaneutralität begeben. Viele Fabriken wurden vorausschauend mit hohen Investitionen von Kohle auf Gas umgestellt. Gleichzeitig können die kleingeschnittenen Rübenreste, die bei der Zuckerproduktion nach Herauslösen des Zuckers übrigbleiben, als Energieträger genutzt werden – etwa für Biogas. Dies bedeutet in der aktuellen Krise: Um ihren aktiven Beitrag zur Ernährungs- und Energiesicherheit leisten zu können, müssen Zuckerfabriken kurzfristig zuverlässig Gas erhalten und mittelfristig eigene Reststoffe als Energieträger nutzen dürfen.

Die Zuckerindustrie als Teil der systemrelevanten Ernährungs- und Grundstoffwirtschaft bedarf einer sicheren Versorgung mit gasförmigen Brennstoffen

Angesichts der nicht auszuschließenden Versorgungsengpässe mit Methan als Brennstoff für Hochtemperaturprozesse (Erdgas, LNG und Biomethan) und daraus resultierenden Abschalt- und Verfügbarkeitsrisiken aufgrund energiewirtschaftsrechtlicher Regelungen sprechen wir uns für eine angemessene Absicherung der Versorgung des systemrelevanten Sektors Zuckerindustrie mit gasförmigen Brennstoffen aus. Die Zuckerindustrie schafft Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln, sichert Arbeitsplätze und verarbeitet einen schnell verderblichen Rohstoff. Im Falle von Unterbrechungsmaßnahmen für nicht-geschützte Gaskunden ist daher eine angemessene Ausnahme für die Zuckerindustrie erforderlich, um die Aufrechterhaltung der Produktion – insbesondere während der Rübenkampagne (Mitte September bis Mitte Februar) und der Dicksaftkampagne (in der Regel April/Mai bzw. August/September) – zu gewährleisten und zumindest die Grundversorgung abzusichern.

Zudem bedarf es einer direkten Unterstützung der Zuckerindustrie, die von den Energiepreis- und Produktionskostensteigerungen besonders betroffen ist sowie Anlagenrechtlicher Erleichterungen im Falle krisenbedingter Brennstoffwechsel. Als Chance für die Energieunabhängigkeit sollte außerdem Biomethan aus Reststoffen der Rübenverarbeitung genutzt werden können.

Titelfoto: Nordzucker/Andre Walther