Handelspolitik
Freihandelsabkommen haben in den letzten zehn Jahren in der Handelspolitik an Bedeutung gewonnen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels innerhalb der Welthandelsorganisation (WTO) festgefahren sind. Die Europäische Union (EU) hält an ihrer Handelspolitik fest und strebt weiterhin den Ausbau des weltweiten Netzes von Freihandelsabkommen mit Drittstaaten an.

Der EU-Binnenmarkt ist bereits heute einer der liberalsten Zuckermärkte der Welt. Fast 100 Länder der Welt können ihren Zucker zollfrei oder zum günstigeren Tarif in die EU exportieren.
Allerdings subventionieren die meisten und vor allem die größten Zuckererzeugerländer der Welt direkt oder indirekt die Erzeugung bzw. die Ausfuhr von Zucker auf den Weltmarkt. Die Folge: Der Weltmarktpreis für Zucker ist dramatisch gesunken.
Dies betrifft in besonderem Maße die fünf größten Zuckererzeuger bzw. Zuckerexporteure auf dem Weltmarkt – das sind Brasilien, Indien, Thailand, Australien und Mexiko. Zu den indirekten Subventionen gehören unter anderem hohe Mindestgarantiepreise für den heimischen Zucker, die Bereitstellung vergünstigter Kredite sowie die Quersubventionierung der Zuckerexporte.
Hiesige Zuckererzeuger müssen ohne Subventionen auskommen. Sie geraten auf dem EU Binnenmarkt unter erheblichen Preisdruck und können kaum gegen die subventionierten Importe aus Drittländern konkurrieren. Zudem sind rentable Zuckerexporte aus der EU unter diesen Bedingungen für sie nicht möglich.
CEFS-Broschüre: Sechs Prioritäten der europäischen Zuckerindustrie für die künftige Handelspolitik der EU
CEFS (Comité Européen des Fabricants de Sucre) ist der europäische Verband der Zuckerhersteller. Hier geht’s zur Broschüre.
Den Binnenmarkt vor subventioniertem Importzucker schützen.
Deutscher Zucker, der ohne Subventionen auskommen muss, kann gegen den subventionierten Zucker aus Drittländern preislich nicht konkurrieren. Die EU-Kommission muss daher sicherstellen, dass auf dem europäischen Binnenmarkt, aber auch auf dem Weltmarkt, ein fairer Wettbewerb mit gleichen Chancen für alle Akteure möglich ist. Sie muss den heimischen Zucker vor dem hochsubventionierten Zucker schützen und zur Bedingung machen, dass die wettbewerbsverzerrende Subventionspolitik abgestellt wird.
Freihandelsabkommen Mercosur auf Kosten der EU-Zuckerwirtschaft
Das geplante Freihandelsabkommen soll den Mercosur-Staaten einen zollfreien Zugang zum EU-Markt von insgesamt 190.000 Tonnen Zucker jährlich gewähren. Konkret wird die EU die Einfuhrzölle auf 180.000 Tonnen des bestehenden brasilianischen Kontingents von 98 EUR/Tonne auf null senken und ein zollfreies Kontingent für paraguayischen Zucker von 10.000 Tonnen einführen. Der zollfreie Zugang wird dazu führen, dass der gesamte Zucker auch bei derzeit sehr niedrigen Preisen in die EU eingeführt wird. Währenddessen greift die brasilianische Regierung mit Subventionen im Wert von jährlich etwa 2,5 Milliarden US-Dollar in den Markt ein. Das Thema Subventionierung wird in den ausgehandelten Freihandelsabkommen leider nicht behandelt. Dieser unfaire Wettbewerb sorgt dafür, dass der Preis für den Zucker weiter gedrückt wird und der Rübenanbau kaum mehr wirtschaftlich ist.
Europäischer Zucker wird darüber hinaus nach den höchsten Umwelt- und Sozialstandards der Welt hergestellt. Die Auflagen werden sogar immer strenger. In Brasilien wurden diese Auflagen hingegen gelockert.
Mit der weiteren Öffnung des mittlerweile deregulierten, europäischen Binnenmarktes für subventionierten Zucker aus Drittländern wird der Druck auf den Sektor noch erhöht.
Überblick: Europäische Handelspolitik und Zuckerpreise
Einen Überblick über die letzten Entwicklungen und wesentlichen Auswirkungen der europäischen Handelspolitik auf die deutsche Zuckerwirtschaft finden Sie in unserem Jahresbericht. Hier geht’s zum Bericht.
Hier finden Sie eine Übersicht zur aktuellen Preisentwicklung des Zuckersektors: ec.europa.eu (externer Link zur EU).