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Ohne Pflanzenschutz wird manches nicht gehen

#4 Pflanzenschutz

Der aktuelle Vorschlag für die EU-Pflanzenschutzverordnung sieht ein komplettes Verbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten vor. Was das für Landwirte bedeuten würde, diskutieren Bernhard Conzen und Bernd Bulich im Zucker-Podcast.

„Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten“ – das ist die Forderung von Bernhard Conzen an die Europäische Kommission. Träte der EU Verordnungsentwurf in seiner aktuellen Version in Kraft, wären große Flächen für die Landwirtschaft und damit den Rübenanbau verloren, so Conzen. Denn die Definition der sensiblen Gebiete ist im Entwurf so breit angelegt, das jegliche Schutzgebiete betroffen wären – Landschaftsschutzgebiete, Wasserschutzgebiete, Vogelschutzgebiete und weitere. Für Conzen ist aber klar: „Ganz ohne Pflanzenschutz wird das eine und das andere nicht gehen.“ Er weiß, wovon er spricht. Er ist Zuckerrübenanbauer und spricht als Vorsitzender des Rheinischen Landwirtschaftsverbands für rund 15.000 Landwirte allein in Nordrhein-Westfalen.

Die EU-Verordnung bedroht den Zuckerrübenanbau in seiner Existenz. Denn wenn Anbauflächen wegfallen, würden in vielen Gebieten gar nicht genug Rüben übrigbleiben, um eine Fabrik auszulasten. Wie widersinnig das wäre, macht Conzen deutlich: Die einst als Umweltfrucht definierte regionale Rübe würde dann durch Importe aus Übersee ersetzt. Dem Klima wäre damit nicht geholfen.

Auch Bernd Bulich ist Landwirt und Zuckerrübenanbauer. Zudem ist er Vorsitzender des Vereins Drüber & Drunter. Dessen Ziel ist es, den Boden (Drüber) und das Grundwasser (Drunter) zu schützen. Der Verein ist im Langener Bogen nahe Köln aktiv, aus dem Trinkwassser für etwa eine halbe Million Menschen gewonnen wird. Im Verein Drüber & Drunter betreiben rund 40 Landwirte konventionellen Ackerbau und wenden das Prinzip des Integrierten Pflanzenschutzes an. Dadurch konnte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bereits deutlich reduziert werden. Das Grundwasser ist frei von Rückständen, die Nitratwerte sind ausgesprochen niedrig. Bulich fasst zusammen: „Wir haben bewiesen, dass konventionelle Landwirtschaft und Umweltschutz sowie Verbraucherschutz zueinander passen.“

Bulich fordert von der Politik: „Fordert nicht jetzt Dinge von uns Landwirten, die wir heute noch nicht leisten können. Man muss uns die Zeit geben, unsere Betriebe noch ökologischer zu machen“. Um Pflanzenschutzmittel einzusparen, brauchen Landwirte Alternativen, die es zurzeit noch nicht gibt. Zwar sind technische Innovationen bereits im Testbetrieb. Doch die Praxistauglichkeit fehlt noch: „Wir waren erstaunt wie weit die Technik ist, aber die Technik kann im Zuckerrübenanbau Pflanzenschutzmittel noch nicht ersetzen.“ Darüber hinaus weist Bulich auf die Potenziale neuer Züchtungstechnologien wie Crispr/CAS hin: „Diese Möglichkeiten muss man natürlich in Betracht ziehen.“ Und Conzen fordert, genau hinzuschauen: „Was haben wir erreicht, was steht zur Verfügung – das ist die Realität.“ Zudem müsse man in Brüssel noch einmal genau überlegen, welche Art Schutzgebiete als sensibel eingestuft werden.  Ohne Pflanzenschutzmittel, so das Fazit, ist Landwirtschaft – noch – nicht möglich.