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Zuckersteuer Deutschland

Die Zuckerwirtschaft unterstützt das Ziel, Übergewicht und Adipositas zu bekämpfen. Allerdings müssen dafür die tatsächlichen Ursachen an der Wurzel gepackt werden. Und das sind v.a. die Kalorien. ​Abgaben auf Zucker machen niemanden schlanker.

Zuckersteuer

Die Zuckerwirtschaft unterstützt das Ziel, Übergewicht und Adipositas zu bekämpfen. Wir sehen hier eine wichtige gesellschaftliche Herausforderung. Auch, weil beides Risikofaktoren für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind.

Für die Bekämpfung von Adipositas und Übergewicht müssen wir uns aber auf eine der wichtigsten Ursachen konzentrieren: eine unausgeglichene Kalorienbilanz.

Zuckersteuern machen niemanden schlanker

Es gibt derzeit keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine Zuckersteuer das Auftreten von Adipositas und Übergewicht verringert. Ja, Steuern können einen Einfluss auf das Konsumverhalten haben und eine Strafsteuer hat in Einzelfällen dazu geführt, dass der Zuckerkonsum aus Softdrinks zurück gegangen ist. Aber die Zahlen zeigen auch, dass das Übergewicht trotz sinkendem Zuckerkonsum nicht zurückgeht, teilweise sogar steigt (siehe bspw. Barquera 2020).

Dafür gibt es einen Grund: Der Fokus ausschließlich auf einen Nährstoff ist nicht zielführend. Wir sollten auf die Wissenschaft hören. Die sagt, entscheidend für das Körpergewicht ist die Kalorienbilanz – wer mehr isst, als er verbraucht, nimmt zu. Woher die Kalorien kommen, ist dabei egal. Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung und Bewegung. Darüber und über die Bedeutung der Kalorienbilanz müssen Bürgerinnen und Bürger aufgeklärt werden.

Eine Zuckersteuer suggeriert fälschlich, dass eine einzelne Zutat schuld an der Entstehung von Übergewicht sei. Dieser Ansatz führt nicht zum Erfolg. Alle Lebensmittel haben ihren Platz in einer ausgewogenen Ernährung.

Zudem ist nicht vorhersehbar, wie Verbraucher auf eine solche Strafsteuer reagieren. Darauf weisen die Ergebnisse der von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen aktuellen Studie „Food taxes and their impact on competitiveness in the agri-food sector“ hin. Führt zum Beispiel eine Strafsteuer auf Erfrischungsgetränke dazu, dass mehr Fruchtsäfte konsumiert werden, ist das Ziel der Steuer, Kalorien zu sparen, verfehlt. Denn der Kaloriengehalt von Fruchtsäften entspricht dem Kaloriengehalt von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken oder ist teilweise noch höher.

Erfahrungen mit Sondersteuern: Keine nachweisbaren Erfolge

Beispiel Mexiko: Einführung einer Zuckersteuer 2014

Mexiko hat Anfang 2014 eine Steuer auf zuckerhaltige Softdrinks eingeführt, deren Ziel es sein soll, das Verbraucherverhalten zu ändern. Die Zahlen zeigen, dass die Anzahl der Menschen mit Adipositas nicht nur weiter ansteigt (2006 – 2018). Der Anstieg hat sich seit Einführung der Zuckersteuer auch nicht verlangsamt (Abb. 1, siehe Barquera et al., Obesity in Mexico, prevalence and trends in adults, 2020).

Adiposias Verlauf MexikoBarquera et al., Obesity in Mexico https://saludpublica.mx/index.php/spm/article/view%20/11630/11970

Beispiel Großbritannien: Einführung Zuckerabgabe auf zuckergesüßte Getränke 2018

Als ein Beispiel für die erfolgreiche Einführung einer Zuckerabgabe wird gerne Großbritannien genannt. Hier wurde im April 2018 eine Steuer auf Softdrinks mit einem Zuckergehalt ≥ 5 mg/100ml eingeführt.

Es stimmt zwar, dass heute deutlich weniger Zucker aus Erfrischungsgetränken konsumiert wird, auch der Zuckerabsatz durch Softdrinks ist zurückgegangen. Aber Ziel der Maßnahme war es, die Fettleibigkeit zu verringern. Und das wurde nicht erreicht. Der Anteil übergewichtiger Erwachsener ist in etwa stabil geblieben. Effekte bei Kindern sind ebenfalls nicht ausreichend nachgewiesen.

Anteil Adipositas Erwachsene UKhttp://healthsurvey.hscic.gov.uk/data-visualisation/data-visualisation/explore-the-trends/weight.aspx

Und was ist mit der Studie von Nina T. Rogers und der Wirkung bei Mädchen der 6. Klasse?

Manchmal wird eine Studie aus Großbritannien aus dem Jahr 2023 als Beleg für die Wirksamkeit bei Mädchen der 6. Klasse angebracht. Bei genauer Betrachtung zeigt sie aber keine ausreichende Evidenz. Wir haben uns die Studie sehr ausführlich angeschaut. Hier eine Analyse.

Die Forderung nach einer Zuckersteuer verstellt den Blick auf die tatsächlichen Ursachen

Wer eine Steuer auf zuckerhaltige Produkte fordert, verkennt, dass es viele und sehr individuelle Ursachen für Übergewicht gibt. Und wer mit Zucker lediglich eine einzelne Zutat in den Fokus der Debatte rückt, verstellt den Blick auf die Chancen, wirklich etwas gegen Zivilisationskrankheiten zu unternehmen. Wer diese bekämpfen will, muss das Gesamtpaket aus Ernährung, Genuss und Bewegung im Blick haben und nicht einzelne Zutaten dämonisieren.

Ausschlaggebend für die Entstehung von Übergewicht ist letztlich die Energiebilanz jedes Einzelnen. Übergewichtig wird, wer über einen längeren Zeitraum mehr Energie zu sich nimmt, als er verbraucht. Entscheidend ist, dass Menschen bewusster darauf achten, ihre Energiebilanz im Lot zu halten.