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Grußwort des Vorsitzenden des Vereins der Zuckerindustrie Dr. Lars Gorissen für Sugar Industry 01/2025

Das Jahr 2025 steht unter dem Vorzeichen bedeutender politischer Veränderungen für die Zuckerindustrie. Die Koalition aus SPD, Grüne und FDP ist Geschichte. Nachdem insbesondere die grün geführten Ministerien zuletzt keinen entschlossenen Gestaltungswillen gezeigt haben, erwarten wir von der neuen Bundesregierung, dass sie das Potenzial der Landwirtschaft und Zuckerindustrie anerkennt und entsprechende politische Rahmenbedingungen schafft. Dafür werden wir uns als gesamte Branche weiter einsetzen.

Veränderungen sind dringender denn je! Der Klimawandel stellt unsere Branche vor erhebliche Schwierigkeiten. Im vergangenen Jahr führten ungewöhnliche Niederschläge im Frühjahr zu späteren Aussaaten und erhöhten das Risiko für Pilzerkrankungen. Heiße und trockene Sommer begünstigen die Ausbreitung neuer Schädlinge, die gefährliche Krankheiten wie Stolbur und Syndrome Basses Richesses (SBR) übertragen. Diese Krankheiten bedrohen nicht nur die Zuckerrübe, sondern auch weitere Ackerfrüchte wie Karotten oder Kartoffeln in Deutschland. Der Schädlingsdruck und der Mangel an Lösungen gefährden die Existenz vieler Landwirte und damit die Versorgung mit regionalen Grundnahrungsmitteln. Die Zeit drängt, und zur Lösung dieser Probleme benötigen wir dringend politische Unterstützung.

Landwirtschaft ganz ohne Pflanzenschutz ist nicht möglich. Wir investieren erhebliche Mittel und Energie in Forschung und Entwicklung, um Methoden, Technologien und Sorten zu fördern, die den Pflanzenschutzmitteleinsatz gezielter und effizienter machen. Unser Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) befasst sich intensiv mit Präzisionslandwirtschaft, Robotik und digitalen Lösungen. Solange aber diese Technologien noch nicht marktreif sind, brauchen wir chemische Pflanzenschutzmittel. Deshalb müssen diese auf absehbare Zeit verfügbar bleiben. Klar ist – ohne den Rohstoff Zuckerrübe läuft auch keine Zuckerfabrik. Die 18 Zuckerfabriken in Deutschland sichern nicht nur tarifgebundene Arbeitsplätze in ländlichen Räumen, sondern stärken auch die regionalen Wertschöpfungsketten.

Für die Energieversorgung und damit auch den wirtschaftlichen Betrieb der Fabriken braucht die Zuckerindustrie dringend Planungssicherheit. Die unveränderte 1:1 Umsetzung der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (REDIII) würde diese liefern. Diese Richtlinie ermöglicht es uns, biogene Reststoffe aus unserer eigenen Produktion zu nutzen, um die Klimaneutralität unserer Fabriken zu erreichen und weitere Potenziale für die Dekarbonisierung zu heben. Mit Rübenschnitzeln als Reststoffen haben wir eine Lösung bereits in unseren Fabriken. Wir können mit Biomethan aus Rübenschnitzeln klimaneutral und unabhängig von anderen Energieträgern Zucker produzieren. So kann unsere Branche einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität leisten.

In der oft emotional geführten Debatte zu Zucker in der Ernährung setzen wir uns weiterhin für wissenschaftlich fundierte Lösungen zur Vermeidung und Bekämpfung von Übergewicht ein. Denn nicht der Zucker ist entscheidend, sondern die Kalorienbilanz und eine insgesamt ausgewogene Ernährung und Lebensweise. Zucker zu stigmatisieren, ist der falsche Weg. Eine Zuckersteuer oder andere Regulierungen helfen nicht beim Kampf gegen Übergewicht, Adipositas und anderen Zivilisationskrankheiten.

Die Zuckerwirtschaft stellt sich den gesellschaftlichen Herausforderungen. Es wird an der neuen Bundesregierung sein, für Lösungen Offenheit zu zeigen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir als Zuckerwirtschaft sind auch im Jahr 2025 gesprächsbereit.

Die Interessenvertretung der Zuckerwirtschaft war vor 175 Jahren Anlass für die Gründung des Vereins der Zuckerindustrie und ist heute wichtiger denn je. Wir sind stolz darauf, der älteste Industrieverband Deutschlands zu sein und freuen uns, dank unserer starken Fürsprecher in Berlin, die Verbandsarbeit genauso erfolgreich fortzuführen. Unter dem Motto „Zucker feiert Zukunft“ werden wir dieses außergewöhnliche Jubiläum gemeinsam mit der vor 75 Jahren gegründeten Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker im Juni 2025 mit einem Kongress und Festabend feiern.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, unseren Gesprächspartnern und uns ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2025.