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Rübenkampagne 2022/23: Höhere Kosten, geringer Ertrag

Berlin, 19. April 2023: Die Zuckerwirtschaft blickt auf eine außergewöhnliche Rübenkampagne 2022/23. Die Branche war mit der Energiekrise, unsicheren Agrar- und Rohstoffmärkten sowie starken Wetterkapriolen konfrontiert. Am Ende zeigt sich trotz geringerer Erträge: Die Zuckerwirtschaft kann den Markt mit regionalem, nachhaltigem Rübenzucker versorgen.

Der Krieg in der Ukraine hatte großen Einfluss auf die zurückliegende Kampagne. Angesichts des drohenden Gasmangels waren hohe Investitionen für die standortspezifische Energieversorgung der Fabriken notwendig. Zusätzlich litten die Rüben unter der langen Trockenheit im Sommer, welche auch die Herbstniederschläge nicht mehr ausgleichen konnten. Hinzu kamen ein höherer Schädlingsdruck und früher Frost am Jahresende. Am Ende lag der Rübenertrag mit 70,3 Tonnen pro Hektar knapp 15 Prozent unter dem Vorjahr, der Zuckergehalt mit 17,5 Prozent auf Vorjahresniveau. Aus den insgesamt 25,4 Millionen Tonnen Zuckerrüben wurden knapp 3,9 Millionen Tonnen Zucker hergestellt, rund 15 Prozent weniger als in der Kampagne 2021/22.

Ausblick 2023: Richtungsweisende Rahmensetzung

Angesichts der gestiegenen Produktions- und Betriebskosten sind die aktuellen Preisentwicklungen auf dem EU-Zuckermarkt und die stabile Nachfrage eine gute Grundlage für die kommende Rübenkampagne.

Für die Zukunft des regionalen Rübenzuckers werden aber auch anstehende politische Rahmensetzungen richtungsweisend sein. Mit großer Sorge blickt die Branche auf den Entwurf der EU-Verordnung für die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR). Ein pauschales Verbot von Pflanzenschutzmitteln in empfindlichen Gebieten beträfe wesentliche Einzugsgebiete von Zuckerfabriken. „Der Rübenanbau wäre in diesen Gebieten nicht mehr möglich. Denn ganz ohne Pflanzenschutzmittel ist heute ein wirtschaftlicher Rübenanbau nicht möglich. Die Fabriken würden folglich relevante Rohstoffmengen verlieren. Sie wären nicht mehr ausgelastet. Ihr Betrieb stehe in Frage“, erklärt Dr. Stefan Streng, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, die Folgen. „Das gefährdet am Ende auch den Rübenanbau in den anderen Gebieten. Denn ohne Fabrik gibt es keinen Rübenanbau. Statt auf Verbote sollte man auf Innovationen setzen. Einsatzmengen lassen sich mit intelligenten Technologien reduzieren, solange uns ein Spektrum von Wirkstoffen erhalten bleibt.

Bemühungen für mehr Umweltschutz und höhere Nachhaltigkeitsziele bringen laut Dr. Stefan Streng nichts, wenn europäischer Rübenzucker von Importzucker verdrängt wird. Dieser wird um die halbe Welt transportiert und muss nicht die hohen europäischen Produktionsstandards einhalten. „Deshalb blicken wir mit großer Sorge auf die angestrebten EU-Freihandelsabkommen mit dem Mercosur und Australien. Allein die EU-Zugeständnisse für Mercosur entsprächen der Gesamtproduktion von etwa drei der 18 deutschen Zuckerfabriken.

Anbaufläche haZuckerertrag je ha in t WwRübenertrag t/haZuckergehalt in %Rübenmenge Verarbeitung in tZuckererzeugung aus Rüben in t
Kampagne 2022/23360.69110,770,317,5325.362.3273.865.245
Kampagne 2021/22355.16412,882,417,5829.282.9734.547.150
Kampagne 2020/21 350.74311,773,317,8625.721.7404.102.787