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02.12.2020

Roadmap für eine treibhausgasneutrale Zuckerindustrie erstellt

Berlin, 02.12.2020 – Die Zuckerindustrie leistet schon heute einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen. Eine vom Verein der Zuckerindustrie in Auftrag gegebene Studie zeigt nun, wie die vollständige Klimaneutralität erreicht werden kann und welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind.

Die Gewinnung von Zucker ist im Wesentlichen auf Wärmeenergie angewiesen. Zuckerfabriken im ländlichen Raum können diese bereits heute hoch effizient und CO2-arm produzieren. Im Branchenvergleich ist die Zuckerindustrie führend bei der effizienten Energieerzeugung. Die für 2020 allgemein vorgesehenen CO2-Einsparziele erreichte sie bereits vorzeitig. Das 55 %-Ziel des Green Deals für 2030 ist ebenso durch die stetige Effizienzsteigerung machbar. In einer Roadmap-Studie hat die Branche nun untersuchen lassen, wie die international beschlossene Treibhausgasneutralität der Zuckererzeugung bis 2050 erreichbar wäre.

Das Ergebnis zeigt: Zur Erreichung einer treibhausgasneutralen Zuckerproduktion in Deutschland ist eine generelle Neuausrichtung der Energieerzeugung sowie der Energieträger erforderlich. Hierfür wurden drei unterschiedliche Lösungswege untersucht. In zwei der Szenarien würde man die heute für die Futtermittelproduktion genutzten Rübenschnitzel verwenden. Sie könnten entweder durch Vergärung zu Biogas oder als Festbrennstoff (neben Holz) als Energieträger genutzt werden. Der dritte mögliche Weg wäre der Umstieg auf einen weitgehend elektrischen Fabrikbetrieb mit Strom aus erneuerbaren Energien.

Die Roadmap-Studie hat ebenfalls untersucht, welche Maßnahmen für jeden dieser Wege nötig sind und in welcher Höhe zusätzliche Kosten anfallen. „Die positive Nachricht ist: Eine Reduktion des CO2-Ausstoßes hin zur treibhausgasneutralen Zuckerproduktion kann gelingen und die Zuckerindustrie ist bereit, diesen Weg zu gehen. Aber egal wie, es wird mit Investitionen in Milliardenhöhe sowie einer Verdopplung der energiebezogenen Kosten verbunden sein“, fasst Axel Aumüller, Vorsitzender des Vereins der Zuckerindustrie (VdZ) zusammen.

Zuckerfabrik Nordzucker

Deshalb fordert die Zuckerwirtschaft unterstützende politische Rahmenbedingungen für eine klimaneutrale Zukunft. Zur weiteren Senkung der CO2-Emissionen braucht es stabile Kostenverhältnisse für bezahlbare und zukunftsfähige Energieträger. Allen voran sind auch stabile Netze im ländlichen Raum und wirtschaftlich tragbare Strompreise notwendig. Ebenso muss die Politik offen sein für die energetische Nutzung von Biomasse. Auch faire Wettbewerbsbedingungen durch einen angemessenen Carbon-Leakage-Schutz sind eine Voraussetzung für nachhaltige Klimaschutzanstrengungen. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Carbon Contracts for Difference zur Realisierung des Investitionsmehraufwands. Ein anderes Beispiel sind Maßnahmen, um im Wettbewerb mit Konkurrenten aus Regionen mit weniger ambitionierten Klimaschutzanforderungen die erheblichen energiebedingten Betriebsmehr-kosten stemmen zu können. Der liberalisierte europäische Zuckermarkt ist bereits heute massiven Wettbewerbsverzerrungen durch Dumping, zum Beispiel durch subventionierten Importzucker aus Drittstaaten, ausgesetzt.

Wichtig ist, dass Treibhausgase global reduziert werden. Deshalb muss die Politik Brücken bauen, damit Unternehmen hier in Deutschland Innovationen schaffen und vorangehen können“, fordert Aumüller. „Wir brauchen eine politische Offenheit für Technologien und Energieträger. Zudem braucht es in den kommenden Jahrzehnten gezielte Förderinstrumente, um die Investitionen für mehr Klimaschutz in der Zuckerindustrie zu stemmen.“