Was suchen Sie?

17.11.2025

Gute Ernte, schwieriger Markt: EU-Zuckermarkt unter massivem Druck – Schlupfloch für Billigimporte schließen

Berlin, 17. November 2025 – Die dritte Ernte- und Erzeugungsschätzung der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) bestätigt: Deutschland bleibt ein starker Standort für Zuckerrübenanbau. Eine gute Witterung führt trotz wachsendem Krankheitsdruck und geringeren Anbauflächen zu einer reichen Ernte. Der Rübenertrag ist mit 81,8 t/ha überdurchschnittlich ebenso wie die Rübenmenge mit mehr als 28,5 Mio. Tonnen. Die Versorgung des EU-Binnenmarktes mit nachhaltig produziertem Rübenzucker ist gesichert.

Doch die positive Nachricht wird von einer dramatischen Marktentwicklung überschattet: Der europäische Zuckermarkt befindet sich in einer Krise. Die Preise am EU-Binnenmarkt sind innerhalb eines Jahres um über 30 % eingebrochen (von 767 €/t auf 529 €/t), der Weltmarkt befindet sich auf einem Fünf-Jahres-Tief.

Billigimporte heizen die Krise zusätzlich an

Neben den regulären zollfreien Importen, die in Freihandelsabkommen vereinbart wurden, belasten weitere zollfreie Sonderimporte den EU-Markt. Über die Zollregelung „aktive Veredelung“ gelangt Zucker ohne Einfuhrzölle in die EU. Ursprünglich war das gedacht für den Re-Export. Tatsächlich entwickelt sich das zum Schlupfloch für billigen Zucker, dessen Produktion den EU-Sozial- und Umweltstandards nicht genügt. Allein bis August 2025 wurden 470.000 t Rohzucker und 135.000 t Weißzucker zollfrei importiert, davon fast 440.000 t aus Brasilien. Dazu Dr. Stefan Streng, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker: „Über das Schlupfloch der aktiven Veredelung gelangt schon jetzt mehr als doppelt so viel zollfreier Zucker aus Brasilien auf den EU-Markt, wie im Mercosur-Abkommen zugestanden werden sollen. Diese Mengen sind nicht notwendig für die Versorgungssicherheit, sondern zerstören den Markt und gefährden die europäische Zuckerproduktion.“

Die EU-Kommission muss aktive Veredelung aussetzen

Die systematische Ausnutzung dieser Zollregelung sorgt für massive Wettbewerbsverzerrungen und Störungen auf dem EU-Markt. Die WVZ fordert die Aussetzung des aktiven Veredlungsverkehrs für Rohzucker gemäß Artikel 195 der VO 1308/2013. Nur so lässt sich verhindern, dass dieser billig produzierte Zucker in die EU gelangt und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Zuckerwirtschaft weiter untergräbt.

Deutschland und Europa können Zucker nachhaltig und sicher produzieren. Doch ohne fairen Wettbewerb drohen gravierende Folgen für Rübenanbauer, Zuckerindustrie und ländliche Räume.

3. Ernte- und Erzeugungsschätzung 2025/2026 vom 30.10.2. Ernte- und Erzeugungsschätzung 2025/2026 vom 15.09.1. Ernte- und Erzeugungsschätzung 2025/2026 vom 15.08.Fünfjähriger Kampagnen-durchschnitt 2020/21 - 2024/25
Anbaufläche in ha349.411349.916350.146363.454
Rübenertrag in t/ha81,880,882,678,5
Rübenanlieferung in t28.588.38128.257.04628.914.08528.577.857
Zuckergehalt in %17,517,617,217,1
Zuckererzeugung in t Ww4.442.3404.419.9794.400.6934.275.596